Der Bachelorstudiengang Wirtschaftspsychologie (WP) ist an den meisten Hochschulen ein Kombinationsstudium, je etwa zur Hälfte aus Wirtschaftswissenschaften und Psychologie. An der BSP dagegen ist dieser Bachelorstudiengang ein ‚100-prozentiges‘ Psychologie-Studium:
Ziel unseres Bachelorstudienganges Wirtschaftspsychologie ist es, den Studierenden ein differenziertes Bild von ökonomischen Strukturen und Prozessen zu vermitteln und so auf eine künftige Tätigkeit in einem der zahlreichen Anwendungsbereiche der Wirtschaftspsychologie vorzubereiten.
Unsere Formel lautet:
Wirtschaftspsychologie an der BSP ≠ Wirtschaft + Psychologie,sondern eine Psychologie für die Wirtschaft
Der Anteil psychologischer Themen im Bachelorstudium Wirtschaftspsychologie an der BSP ist entsprechend hoch. Wirtschaftspsychologie an der BSP ist deshalb weniger geeignet für Interessenten, die sich nicht zwischen einem BWL- oder Psychologie-Studium entscheiden können. Auch wer tiefgehende Kenntnisse an betriebs- bzw. volkswirtschaftlichen Kompetenzen inklusive Rechnungswesen und Bilanzierung erwartet, ist andernorts besser aufgehoben.
Vor diesem Hintergrund sehen wir drei Besonderheiten des Bachelorstudiengangs Wirtschaftspsychologie an der BSP:
a) Berufspraktische Ausrichtung
Der Bachelorstudiengang Wirtschaftspsychologie an der BSP ist vom ersten Tag des Studiums an auf die spätere berufliche Praxis des Wirtschaftspsychologen ausgerichtet. Der Psychologie-Bachelor an den Universitäten ist in der Regel sehr viel abstrakter und grundlagenbezogener.
b) Situationsbezogene Analyse statt theoretischer Standards
In der Berufspraxis des Wirtschaftspsychologen geht es uns in erster Linie um das Hineinversetzen in einen konkreten Sachverhalt, erst in zweiter Linie um die Anwendung theoretischer Wissensbestände. Im Mittelpunkt des Studiums steht deshalb die Entwicklung von grundlegenden und breit einsetzbaren Forschungs- und Beratungskompetenzen. „Unsere“ Wirtschaftspsychologen lernen frühzeitig, anspruchsvolle psychologische Analysen und Untersuchungen zu konzipieren und umzusetzen. Methodisch und theoretisch gut begründet, zugleich sehr eng orientiert an der spezifischen Situation. Unser Anspruch an die Eigenverantwortung und das Einfühlungsvermögen der Studierenden ist entsprechend hoch.
c) Geisteswissenschaftlicher Schwerpunkt
Ein ganz zentrales Alleinstellungsmerkmal der Wirtschaftspsychologie an der BSP ist, dass wir die gängige naturwissenschaftliche Orientierung der Psychologie ergänzen um die Pflege einer geisteswissenschaftlichen Tradition, die sich als akademisch eigenständige Disziplin gegen Ende des 19. Jahrhunderts etabliert hat und bis in die Gegenwart weiterentwickelt wurde. Beide Auffassungen von Wirtschaftspsychologie werden im Bachelorstudiengang vermittelt, wobei der geisteswissenschaftliche Ansatz ausdrücklich den Schwerpunkt der Wirtschaftspsychologie an der BSP bildet.
Da diese dritte Besonderheit – nämlich der geisteswissenschaftiche Ansatz – das Bachelorstudium der Wirtschaftspsychologie an der BSP in besonderem Maße profiliert und von anderen Hochschulen deutlich absetzt, möchten wir diesen Punkt genauer betrachten. Immerhin müssen sich unsere Studierenden mit zwei sehr unterschiedlichen Sichtweisen auseinandersetzen und dabei letztlich ‚ihre‘ Art der wirtschaftspsychologischen Praxis herausfinden.
Worin unterscheidet sich also die eher geisteswissenschaftlich ausgerichtete (Wirtschafts-)Psychologie von einer eher naturwissenschaftlichen Auffassung? Wir sehen hier insbesondere drei Charakteristika:
1. Qualitative statt quantitative Psychologie
Eine naturwissenschaftlich orientierte Psychologie ist bestrebt, psychologische Sachverhalte zu (ver-)messen, hierzu Daten zu ermitteln (etwa durch Befragungen oder Experimente) und diese Daten in Zahlenwerte zu übersetzen, die dann mittels statistischer Verfahren ausgewertet werden. Statistik spielt also bereits im Studium eine zentrale Rolle. Ebenso wie die biologischen bzw. physiologischen Grundlagen, wie Hirnforschung oder sonstige neurowissenschaftliche Disziplinen, denn psychologische Befunde werden häufig mit physiologischen Prozessen begründet. Die kulturwissenschaftlich ausgerichtete Psychologie dagegen beschreibt den Untersuchungsgegenstand eher mit den Mitteln der Sprache (= qualitativ). Diese beschreibende Grundhaltung zieht sich von der Datenerhebung (Interviews, Gruppendiskus- sionen u.a.) über die Datenanalyse bis hin zur Entwicklung von Erklärungs-Modellen durch, die die jeweils untersuchten Zusammenhänge des menschlichen Verhaltens verstehbar machen sollen.
Ein solches Beschreiben erfordert intensive Einübungs-Prozesse. Die Studierenden sind dabei auch gefordert, sich mit den eigenen Alltagserfahrungen auseinanderzusetzen. Im Unterschied zur naturwissenschaftlichen Ausrichtung ist das selbstreflexive Moment deutlich ausgeprägter. Wird die Person des Forschers normalerweise gerne als verzerrende oder subjektive Variable (ab-)gewertet, so ist das persönliche Erleben des Forschers im kulturwissenschaftlichen Ansatz ein zentrales Instrument der wirtschaftspsychologischen Arbeit.
Wer also eine Neigung zum Medium ‚Sprache‘, aber auch zu Kunst, Musik oder Philosophie hat, dem kommt das Bachelorstudium der Wirtschaftspsychologie an der BSP entgegen, auch wenn wir uns ebenfalls mit Statistik und quantitativen Verfahren beschäftigen (wenn auch in geringerem Umfang). Wer sich eher zu Mathematik und zu den naturwissenschaftlichen Fächern hingezogen bzw. einem rational-logischem Denken verpflichtet fühlt, der sollte sich überlegen, ob er damit an der BSP in seinem Sinne „gut aufgehoben“ ist.
2. Kulturpsychologie statt experimentelle Logik
Die naturwissenschaftliche Forschungslogik zerlegt komplexe Sachverhalte gerne in einzelne ‚Elemente‘ oder ‚Bausteine‘ (etwa Variablen), isoliert diese Bausteine meist unter alltagsfernen Umständen (etwa im Labor) und überprüft sie in experimentellen Settings oder mit den Mitteln standardisierter Erhebungsformen.
Die geisteswissenschaftliche Auffassung dagegen ist der Überzeugung, dass menschliches Verhalten immer nur unter Einbeziehung seiner alltäglichen Zusammenhänge betrachtet und er- klärt werden sollte. Solche Alltagssituationen (in denen bei- spielsweise ein Produkt verwendet wird) sind darüber hinaus immer auch geprägt von einer jeweiligen Gegenwarts-Kultur, die sich ihrerseits natürlich permanent verändert. Das Bachelorstudium der Wirtschaftspsychologie an der BSP hat deshalb immer auch eine konsequent kultur- und veränderungspsychologische Perspektive.
3. Tiefenpsychologie statt Bewusstseins-Psychologie
Die an der BSP gelehrte qualitativ-kulturpsychologische Auffassung von Wirtschaftspsychologie vertritt die Ansicht, dass das Erleben und Verhalten des Menschen vorwiegend durch unbewusste Muster motiviert ist. Wir arbeiten also mit einem Menschen-Bild, welches davon ausgeht, dass uns die die Gründe wie zum Beispiel eine bestimmte Marke zu präferieren oder Gründe, die unser Verhalten am Arbeitsplatz prägen, oftmals gar nicht bewusst sind.
Selbstauskünfte machen also als Befragungsform oftmals wenig Sinn. Viel wichtiger ist, die Phänomene des Erlebens und Verhaltens in seinen Alltagszusammenhängen ausführlich und differenziert beschreiben zu lassen, um daraus dann die zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten abzuleiten. Damit verbunden ist unser Anspruch, dass eine wirtschaftspsychologische Studie mehr und Anderes herausfinden muss als das, was wir auf Basis unseres „gesunden Menschenverstands!“ immer schon wussten.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass das Bachelorstudium Wirtschaftspsychologie an keiner anderen Hochschule in dieser Form geboten wird:
- Der Bachelorstudiengang Wirtschaftspsychologie an der BSP ist ein ‚100-prozentiges‘ Psychologie-Studium und keine Kombination aus BWL und Psychologie. Das Studium ist vom ‚ersten Tag an‘ anwendungsorientiert und praxisbezogen. Eine Psychologie für die Wirtschaft.
- Im Mittelpunkt des Bachelorstudiums steht die Entwicklung von universell einsetzbaren Forschungs- und Beratungskompetenzen. Weiterhin bezeichnend ist eine selbstreflexive Auseinandersetzung mit der eigenen Person und dem eigenen Alltag.
- Das Bachelorstudium der Wirtschaftspsychologie an der BSP umfasst zwei psychologische Sichtweisen: eine naturwissenschaftlich ausgerichtete sowie eine (Wirtschafts-)Psychologie in geisteswissenschaftlicher Orientierung. Diese Richtung, die sonst an keiner anderen Hochschule angeboten wird), und die in einer weit verwurzelten Tradition steht
– arbeitet qualitativ (also beschreibend),
– betreibt Wirtschaftspsychologie konsequent aus einer kulturpsychologischen Perspektive
– und ist entschieden tiefenpsychologisch fundiert.
Sollten Sie sich von diesen Überlegungen angesprochen fühlen, würden wir uns sehr freuen, Sie für ein weiteres Informations- bzw. Beratungsgespräch an der BSP begrüßen zu dürfen.
Prof. Armin Schulte
Professor für Wirtschaftspsychologie