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Körpersprache & Rhetorik in digitalen Meetings

Tipps für einen souveränen Auftritt

Virtuelle Teammeetings, digitale Abstimmungen und Veranstaltungen: im Alltag kommen wir an vielen Stellen mit digitaler Kommunikation und Interaktion in Berührung. Digitale Tools ermöglichen, auch im Studium orts- und zeitunabhängig zusammenzuarbeiten und sich mit anderen Studierenden oder Dozenten auszutauschen. Auch in digitalen Präsentationen ist  ein souveräner und professioneller Auftritt sehr wichtig. Neben technischen Voraussetzungen und dem richtigen Equipment spielen dabei auch die eigene Körpersprache und Rhetorik eine große Rolle. Wie sich die Anforderungen an ein professionelles Auftreten im digitalen Raum verändern haben und wie Rhetorik und Körpersprache auch digital gezielt eingesetzt werden können, verrät uns Vitalij Spak im Interview.

Vitalij Spak, Diplom-Psychologe und Verhaltens- und Kommunikationstrainer. Herr Spak trainiert Führungskräfte zu Themen rund ums Homeoffice und zur Leitung von Webmeetings.

Herr Spak, wie wichtig ist das Thema Rhetorik in der digitalen Kommunikation?
Grundsätzlich spielt Rhetorik – also die Kunst der Rede – in der digitalen Kommunikation eine ebenso große Rolle wie in der analogen Kommunikation. Aber natürlich gibt es im virtuellen Raum, also bei Online-Präsentationen oder sonstigen Webmeetings, einige Besonderheiten, auf die wir achten müssen. Beispielsweise kommt dem Stimmkanal eine höhere Bedeutung zu um Inhalte wirkungsvoll rüberzubringen, wohingegen die Körpersprache tendenziell an Wirkungsmacht verliert. Das bedeutet aber absolut nicht, dass Körpersprache unwichtig ist.

Wie kann Körpersprache auch vor der Kamera effektiv eingesetzt werden?
Das fängt schon beim Thema Blickkontakt an: Aus der analogen Welt sind wir es gewohnt andere Menschen anzuschauen, wenn wir mit ihnen reden. Das ist als rhetorisches Mittel auch tatsächlich sehr wichtig um eine persönliche Ebene herzustellen und die Aufmerksamkeit der Zuhörenden zu steigern. Wenn wir jedoch im Onlinekonferenz-Tool die ganze Zeit auf die kleinen Kacheln mit den Gesichtern schauen, verfehlen wir diese Wirkung komplett. Stattdessen müssen wir uns angewöhnen, regelmäßig in die Linse unserer Webcam zu schauen, damit die Zuhörerschaft sich persönlich angesprochen fühlt. Aus meinen Trainings weiß ich, dass das für viele Menschen noch gewöhnungsbedürftig ist.

Welche Tipps und Tricks haben Sie für uns, um digitale Interaktion erfolgreich zu gestalten?
Die beste rhetorische Vorbereitung für eine wirkungsvolle Kommunikation im virtuellen Raum wäre eine Schauspielausbildung! Es ist ja kein Zufall, dass momentan recht viele Schauspieler/-innen Kurse zum Thema Online-Präsentationen anbieten. Da die meisten von uns aber natürlich eher nicht in den Genuss einer solchen Ausbildung gekommen sind, gilt: Wir müssen uns solche Dinge immer wieder in Erinnerung rufen und bewusst machen, bis sie zunehmend ein Automatismus werden. In der Anfangszeit kann es durchaus hilfreich sein, die Kameralinse visuell hervorzuheben. Ob nun ein roter Pfeil über der Webcam oder ein Bild von George Clooney – alles, was uns dabei hilft, ab und zu in die Kameralinse zu schauen, ist erlaubt!

Sie erwähnten die Bedeutung der eigenen Stimme in der digitalen Kommunikation– worauf ist hier zu achten?
Es gibt hier tatsächlich ein paar Fehlerquellen, für die wir insbesondere im virtuellen Raum anfällig sind. Zum Beispiel neigen Menschen nicht selten dazu, den eigenen Laptop anzuschreien. Das hat damit zu tun, dass uns die körpersprachliche Rückmeldung aus dem Publikum fehlt und wir daher etwas übertrieben darum bemüht sind, Stimmpräsenz zu erzeugen.

Eine Sache, die vielen Menschen online noch schwerer fällt als in Präsenz, ist auch der Einsatz von Kunstpausen. Auch das hat damit zu tun, dass wir weniger unterstützendes Feedback aus dem Auditorium ziehen können – was unsere Angst verstärkt, unser Publikum zu verlieren. Menschlich ist das alles sehr nachvollziehbar, für eine souveräne Wirkung aber kontraproduktiv. Ganz grundsätzlich gilt in Bezug auf die Stimme folgende Regel: Wenn wir das Sprechen genießen, machen wir in Bezug auf die Stimmführung automatisch alles richtig! Zu viele Füllwörter, fehlende Intonation und Kunstpausen oder nicht-adäquates Sprechtempo haben also häufig viel damit zu tun, dass wir uns mit der Situation oder auch unseren Inhalten nicht wirklich wohl fühlen.

Was können wir sonst noch tun, um online souverän und selbstbewusst aufzutreten?
Eine absolut überlegenswerte Idee ist es, den virtuellen rhetorischen Herausforderungen im Stehen zu begegnen. Wenn wir vor einem Laptop sitzen, nehmen wir schnell eine eher gebeugte Haltung ein – das zieht den Brustkorb zusammen und macht uns die Stimmpräsenz kaputt. Körpersprache und Stimme befinden sich hier also in einer klaren Wechselwirkung miteinander. Außerdem können wir – wenn wir stehend vor die Webcam treten – den Kameraausschnitt etwas weiter einstellen, wodurch wir besser mit Gestik arbeiten können. Auch das kann unsere Kamerapräsenz steigern.

Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass wir die Möglichkeit haben, unsere Webcam halbwegs auf Augenhöhe zu positionieren – hier bieten sich beispielsweise höhenverstellbare Stehtische oder Ähnliches an. Was dabei vom psychologischen Standpunkt nicht unterschätzt werden sollte: Das Stehen kann auch unsere innere Haltung verändern und uns in einen „Präsentationsmodus“ bringen. Bei einer Präsenzveranstaltung würden wir uns schließlich auch eher unwohl damit fühlen und nicht zur Höchstform auflaufen, wenn wir unsere Präsentation im Sitzen halten würden.

Was können Sie uns abschließend mit auf den Weg geben?
Cicero, der Meister-Rhetoriker im alten Rom, soll auf die Frage nach den Grundlagen seiner rhetorischen Fähigkeiten stets gesagt haben: „Reden lernt man nur durch reden!“. Auch wenn Ciceros Erfahrungswerte mit Zoom-Meetings sicherlich überschaubar waren – sein Leitspruch hat mit Sicherheit noch Bestand! Soll heißen: Haben Sie Mut, testen Sie Dinge aus und nutzen Sie jede sich bietende Gelegenheit zum Lernen!

Vielen Dank Herr Spak! Wir bedanken uns für das Interview!

Neugierig geworden? Interessieren Sie sich dafür, wie Körpersprache und Rhetorik im digitalen Raum gezielt eingesetzt werden können?

Dann melden Sie sich jetzt zu der kostenlosen Fachkonferenz am 10. Juni an.
Die Veranstaltung wird organisiert und durchgeführt vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation, einem der großen Drittmittelprojekte der BSP Business School Berlin. Schwerpunkt der Fachkonferenz am 10. Juni ist „Digitale Kommunikation souverän und interaktiv gestalten“. Herr Spak wird als einer unserer eingeladenen Experten konkrete Methoden und Techniken live mit Ihnen ausprobieren. Das gesamte Programm finden Sie hier.

Alle Studierenden und andere Interessierte der BSP Business School Berlin sind herzlich dazu eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen und praxisrelevante Tools und Methoden für die Kommunikation im digitalen Raum mitzunehmen.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme. 

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